Höfische Begleiter

Möpse und andere Hunde in Porzellan und Fayence


Gun Dagmar Helke und Hela Schandelmaier


Hardcover, Text deutsch und englisch,
200 Seiten, 249 Abbildungen


Stuttgart, Arnoldsche Publishers, 2020

ISBN 978-3-89790-600-6

€ 48,-


Interview mit den Autorinnen

Hela Schandelmaier & Gun-Dagmar Helke

Geführt von Annette Ahrens BA, Wien

Präsentation_Buch

Liebe Hela, Du hast Dich nach der Rückgabe Deines langjährigen Amtes als Vizepräsidentin von Keramos sofort wieder Deiner Leidenschaft gewidmet: der Wissenschaft, diesmal nicht ausschließlich den Fayencen, sondern über den Umweg der Möpse auch dem Porzellan. Was war die größte Herausforderung bei dieser Publikation einer deutschen Privatsammlung?

Zuerst musste die gesamte Sammlung bearbeitet werden, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Unser Ziel von Anfang an war, ein Buch zu schreiben, das durchaus einen wissenschaftlichen Anspruch hat, aber gleichzeitig auch Nichtkennern Freude bereitet. Darum haben wir versucht, verschiedene Hunderassen in die Betrachtung mit einzubeziehen und deren Bedeutung im 18. Jahrhundert mit zu beleuchten.

Liebe Gun, Deine Publikationen zu Johann Esaias Nilson und den Fayencen der Sammlung auf Gut Hohen Luckow sind den Keramos- Mitgliedern ständige Begleiter. Im Falle der hier publizierten Privatsammlung von Mopshunden wurden wie viele Stücke katalogisiert? Wurden Stücke auch ausgeschieden? Und in wie vielen Jahren wurde die Sammlung zusammengetragen?

Die Sammlung wurde über einen Zeitraum von 35 Jahren aufgebaut. Wir haben ca. 250 Stücke katalogisiert, von denen 150 Aufnahme in das Buch fanden.

Könnt Ihr uns zur Sammlerpersönlichkeit etwas verraten?

Leider nein, die Sammlerin möchte anonym bleiben. Diese Hunde aus Porzellan stellen übrigens nur einen Teil ihrer Sammlung dar. Es wird in Kürze ein zweiter Band folgen, der den Titel „Höfisches Leben“ tragen wird.

Der Mopsorden wird von Euch wieder aufgerollt: Was waren Eure größten Erkenntniszuwächse im Vergleich zu dem in Keramos erschienenen Artikel von Erich Köllmann von 1970?

Der Artikel von Köllmann bleibt eine der wichtigsten Publikationen zum Thema. Erstaunt hat uns, dass der Zeitraum, in dem die Mopsorden lebendig waren, nur relativ kurz war, aber gleichzeitig diese Riesenfülle an Accessoires hervorgebracht hat. Ob sie wirklich als Ersatz für die verbotenen Freimaurerlogen anzusehen sind, wird zumindest bezweifelt. Vielleicht waren sie einfach nur ein wunderbarer Spaß, bei dem ein bekanntes Ordnungsprinzip übernommen wurde.

Wie kommt es zu der Bezeichnung "Mops" oder "Mopperer"? Was ist nun der Unterschied zum dänischen Hündchen?

Die Bezeichnung "Mops" leitet sich von dem holländischen Wort "mopperer" ab, was soviel bedeutet wie brummen, grunzen oder schnarchen. Diese Bezeichnung setzte sich in den Niederlanden, Deutschland und Belgien durch. In angelsächsischen Ländern heißen sie "pug", das leitet sich von der Kopfform einer Faust ab. Wichtigste Unterschiede sind das Maul und die Länge der Schnauze.

Wer von Euch würde auch gerne zu den Besitzern eines Mopses zählen? Was war der Reiz für William Hogarth, den Grafen Heinrich von Brühl, Queen Victoria oder Loriot?

Wir können sie nicht mehr fragen. Aber wir denken, zu großen menschlichen Persönlichkeiten gehören große Hundepersöhnlichkeiten. Der Mops ist da sicher etwas Besonderes.

Ab wann kommt der Mops eher als Karikatur denn als geliebter Schoßhund rüber?

Der Übergang war wahrscheinlich fließend. In Asien waren mopsähnliche Hunde ein teures Staatsgeschenk, im Europa des 18. Jahrhunderts war der Mops ein hoch geschätzter Freund und Spielgefährte. Mit der Zeit wurde er für alle Schichten erschwinglich und ab dem 19. Jahrhundert in Karikaturen verwendet, um menschliche Schwächen ins Lächerliche zu ziehen.

Welche Fayence-Manufakturen haben auch einen Mops ausgeformt?

Abtsbessingen, Delft, Dorotheenthal, Höchst. Die Liste kann gerne ergänzt werden.

Hatte Johann Joachim Kaendler persönlich einen Mops?

Soweit wir wissen, nicht.

Was heißt es heute, eine private Sammlung zu inventarisieren? Was sind ideale Voraussetzungen und ist ein gedrucktes Buch nach wie vor zeitgemäß?

Eine Privatsammlung zu bearbeiten, stellt immer eine besonders schöne Herausforderung dar. Die Objekte sind in der Regel gezielt ausgesucht worden und nicht, wie in Museen, aus verschiedenen Quellen gewachsen. Also spiegelt eine Privatsammlung auch immer den Menschen, der dahinter steht. Und ja, wer Bücher liebt, wird sich immer für ein gedrucktes Buch aussprechen Es hat den unschätzbaren Vorteil, dass man es immer mitnehmen und überall lesen kann. Ein zusätzlicher digitaler Zugang wäre aber sicher wünschenswert.


Zurück
Zurück

Töpfereimuseum in der Burg Raeren als virtuelles Puppenhaus

Weiter
Weiter

Birds, Bugs, and Butterflies